Freitag, 21. September 2012

Absolut lesenswert!!



Liebe Leserinnen, lieber Leser,

ich möchte mich aus der „Sommerpause“ mit einer weiteren Buchempfehlung für die nun kommende dunkle Jahreszeit zurückmelden.

Es handelt sich im die Biografie einer der großen Persönlichtkeiten aus dem Wirtschaftsleben der letzten Jahrzehnte, Steve Jobs.

Wir kennen ihn alle durch die fantastischen Produkte, die er auf den Markt brachte. Viele von Ihnen werden das eine oder andere besitzen. Er hat über die Jahre eine wahre Fangemeinde um sich geschart, ähnlich einem Popidol.

Doch wer war Steve Jobs wirklich? Wie dachte er? Welche waren seine Überzeugungen? Wie sahen ihn die Menschen, die ihn begleitet haben? Seine Familie, seine Geschäftspartner? Wie war sein Verhältnis zu Bill Gates?

Wie entstand Apple? Wie erlebte er seinen Rausschmiss dort? Und warum stiegt er dann doch wieder ein? Welche Ziele verfolgte Jobs, die zu Mac, iPod, iPhone und iPad führten?

Alle diese Fragen werden in eindrucksvoller Weise in dem Buch von Walter Issacson beantwortet.
  
Steve Jobs war einer der größten amerikanischen Innovatoren – mutig genug, um anders zu denken, verwegen genug, um zu glauben, er könne die Welt verändern und talentiert genug, es tatsächlich zu tun“ (Barack Obama)

Er (Jobs) ist sehr empfindsam. Das ist es, was sein antisoziales Verhalten, seine Grobheit, so unbegreiflich macht. Ich verstehe ja, dass unsensible Leute grob zu anderen sind, aber jemand, der so empfindsam ist? Einmal habe ich ihn gefragt, warum er immer so ausrastet. Er sagte: „ Ich raste aber nicht lange aus.“ Er ist wie ein Kind, das sich furchtbar über irgendetwas aufregt und es sofort wieder vergisst. Aber manchmal, glaube ich, ist er wirklich sehr frustriert, und seine Art, sich davon zu befreien, ist, es an jemand anderem auszulassen. Außerdem glaube ich, dass er sich dazu berechtigt fühlt. Er denkt, er muss die normalen Regeln des sozialen Miteinanders nicht beachten. Weil er so empfindsam ist, weiß er genau, wie man jemanden am besten trifft, um ihn zu verletzen. Und das tut er auch. Nicht sehr oft. Aber von Zeit zu Zeit.“ (Jonathan Ive, Leiter der Designabteilung bei Apple) (S. 545)

„Meine Leidenschaft bestand darin, eine überdauernde Firma aufzubauen, in der Leute motiviert waren, großartige Produkte herzustellen. Alles andere war zweitrangig. Sicher, es war toll, dass wir Profit machten, denn das erlaubte mir, großartige Produkte herzustellen. Doch meine Motivation waren die Produkte, nicht der Profit ….. Unser Aufgabe ist es herauszufinden, was die Leute wollen, ehe sie es selbst herausfinden. Ich glaube, dass Henry Ford einmal gesagt hat: „Hätte ich meine Kunden gefragt, was sie haben wollen, hätten sie mir geantwortet: „Ein schnelleres Pferd!““……. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute sich selbst als „Unternehmer“ bezeichnen, wenn sie in Wirklichkeit nur versuchen, ein Start-up aufzubauen, es dann zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, um entsprechend abzukassieren und daraufhin anderswo weiterzumachen. Sie sind nicht bereit, die Arbeit auf sich zu nehmen, die für den Aufbau einer echten Firma notwendig ist. Dies ist die schwerste Aufgabe, die es im Geschäftsleben gibt. Auf diese Weise trägt man wirklich etwas bei und fügt dem Vermächtnis derer, die vor einem da waren, etwas hinzu. Man baut ein Firma auf, die auch noch eine oder zwei Generationen von heute aus gesehen für etwas stehen wird. Genau das haben Walt Disney, Hewlett und Packard und die Leute, die Intel aufbauten, getan. Sie schufen eine Firma, die bleibt, nicht nur eine zum Geldverdienen. Ich wollte erreichen, dass Apple genau so eine Firma ist…… Was hat mich angetrieben? Ich denke, die meisten kreativen Menschen wollen ihre Anerkennung dafür zum Ausdruck bringen, dass es ihnen möglich war, die Arbeit anderer, die vor uns waren, zu nutzen.“ (Steve Jobs über sich selbst, Auszüge aus den Seiten 661 bis 666)

 Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre. Sie werden womöglich manches Mal innehalten, sei es vor Entrüstung, sei es vor Betroffenheit oder aber auch weil Sie dieser Mensch, sein Verhalten und seine Ansichten einfach nur berühren und bewegen.

Herzliche Grüße
André Leyens

Samstag, 14. Juli 2012

Hofgang im Handstand - Mein Weg in die Freiheit von Uwe Woitzig

Uwe Woitzig
 
Hofgang im Handstand
 
Mein Weg in die Freiheit
336 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
€ 19,99 [D]
€ 20,60 [A]
CHF 30,90
ISBN: 978-3-7787-9224-7
Integral Verlag, ET: September 2011
 
„Zwei elementare Katastrophen sind es, die den Menschen seit jeher schicksalhaft heimgesucht haben: Krankheit und Krieg. Beide haben den Menschen immer wieder dazu veranlasst, notwendige Fragen zu stellen, nach dem Lebenssinn, ….. Es gibt noch eine dritte elementare Katastrophe: das Gefängnis…… Ins Gefängnis zu kommen ist wie ein kleiner Tod.“
So beginnt der Autor sein Vorwort zu „Hofgang im Handstand“, ein aus meiner Sicht lesenswertes Buch, in dem er seinen Niedergang aus einer Welt schildert, in der wohl von uns sehr gerne viele leben würden, einer Welt, in der einem alles zur Verfügung steht, was man für Geld kaufen kann, die tollsten Ferienorte, die tollsten Hotels, ein Leben in Saus und Braus in der „High Society“ der Stars und Sternchen.
Und doch bemerkt Uwe Woitzig, der mit 35 Jahren als Eigentümer einer Privatbank mit Büros in Monte Carlo und New York bereits alles erreicht hat, wie oberflächlich die zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser Welt der Reichen und Schönen sind. Doch bewusst machen, sich dieser Tatsache stellen, das kann er (noch) nicht!
Erst als er die Renditeversprechen, die er seinen Kunden gemacht hat, nicht mehr einhalten kann, sein berufliches Werk wie ein Kartenhaus zusammenbricht und er sich letztendlich nach einer mehrere Wochen dauernden Flucht vor den Behörden der Justiz stellt, beginnt bei ihm ein Prozess des Umdenkens, der er in diesem Buch auf beeindruckende Art geschildert wird.
Zunächst scheint der Vergleich, den er zwischen dem Leben im Knast und dem Alltag des Menschen in unserer modernen Gesellschaften weit hergeholt. Wer möchte schon gerne zugeben, dass der Alltagstrott, mit seinen mehr oder weniger geduldeten Fremdbestimmungen, im Grunde auch nichts anderes als ein virtuelles Gefängnis ist.
Seine These ist, dass wir alle die Fähigkeiten haben, die Fesseln unserer inneren Gefängnisse zu sprengen, „wie ein Phönix aus der Asche, gestärkt an Körper, Seele und Geist, selbst-bewusst – das heißt, sich seines Selbst bewusst – wieder aufstehen aus den Trümmern eines dahindämmernden Lebens, um den Mast zu setzen, den Anker zu lichten und den alten Hafen mit den durch die Familie, Schulen und Universitäten erzeugten Programmierungen und den angenommenen roboterhaften Verhaltensautomatismen zu verlassen. Um von nun an authentisch, das heißt natürlich und gelöst, zu leben. Und dadurch nicht nur die Früchte der bedingungslosen Liebe zu pflücken, sondern auch das Glück des inneren Gleichmuts und der individuellen Freiheit erfahren zu können.“
Die grundlegende Botschaft lautet: „Nimm alles, was dir widerfährt, dankbar an!“
Getrieben von diesem Leitsatz beschließt Woitzig, Verantwortung für seine Taten zu übernehmen, Kapitän seines Lebens zu werden. Dazu nutzt er die Zeit im Gefängnis, das, wie er schreibt „ihn vor der Gesellschaft schützt“. Will sagen, vor dem so sein zu müssen, wie man meint, sein zu müssen.
Er schildert das Prinzip des Pendels, nachdem nur ein Mensch, der großes Leid empfinden kann, auch zu großer Freude fähig ist. „Demzufolge muss jeder Mensch sich entsprechend weit zur anderen Seite des Empfindens bewegt haben, bevor er in der Lage ist, große Freude oder Glück zu erleben.“
So begibt sich der Leser mit dem Autor auf die Reise zu seinem wahren Wesen. Von den bedrückenden Angstgefühlen, die einen beim bloßen Gedanken an eine Gefängniszelle heimsuchen, über die inneren Konflikte, ausgelöst durch den Spagat zwischen „Zulassen und Loslassen“ des eigenen Egos, der Ereignisse, hin zu den neuen Erfahrungen des Lebens im „Hier und Jetzt“, getragen vom dankbaren Annehmen dessen was ist.
Der Leser wird in vielen Phasen dieses Buches Trittbrett fahren und sich der Selbstreflexion hingeben (müssen). Er wird vieles auf den Prüfstand stellen, was er tagtäglich mit seinem Leben anfängt und was er sich damit antut.
Und das ist gut so!
Für mich ein Buch, das Mut macht. Mut,
-          den Lichtstrahl auf das Leben zu lenken
-          sich und seine Verhaltensweisen und Gedankenspiele zu hinterfragen
-          sich dem Fluss des Lebens hinzugeben
-          sich aus dem inneren Gefängnis nach und nach zu befreien.
Für mich ein sehr authentisches Buch!
André Leyens

Sonntag, 1. Juli 2012

Das Leben lebt sich vorwärts, verstanden wird es rückwärts!

Pfeil (c) Judith Lisser-Meister  / pixelio.de
Die deutsche Elf ist am letzten Donnerstag gegen Italien im Halbfinale der UEFA-Europameisterschaft ausgeschieden. Und gleich danach ging es los mit der Kritik:

Kritik an den Spielern, am Trainerteam, an der Austellung. Zahlreich waren die, die es schon immer gewusst hatten, dass das "so ja nichts werden konnte". Einige gingen gar soweit, den sofortigen Rücktritt von Löw zu fordern. Mario Gomez, ein paar Tage vorher, als er aus einer Drehung heraus sein geniales Tor schoß, noch der Held der Nation, hatte auf ein Mal nur noch "die Haare schön".... Hätte die deutsche Elf am Donnerstag gewonnen, würden wahrscheinlich die gleichen Leute nur noch des Lobes für aller Beteiligten sein.

Ja, im Nachhinein ist man, sind wir immer schlauer. Doch leider müssen die Entscheidungen vorher getroffen werden, in einer Situation, wo wir eben nicht wissen (können), wie die Dinge tatsächlich ausgehen. Dies müssen wir tagtäglich viele Dutzend Male tun, mal mit weniger, mal mit mehr Tragweite unserer getroffenen Entscheidungen.

Das Zitat in der Überschrift stammt aus dem Buch "Hofgang in Handstand" von Uwe Woitzig, das ich gerade gelesen habe und ich finde, es passt sehr gut in diese aktuelle Debatte.

Wie schnell sind wir mit unserer Kritik bei der Sache? Kritik an den Vorgesetzten, an den Firmenchefs? Kritik am Staat,an der Regierung? Und eben auch Kritik an der deutschen Elf?

Doch wie sieht es auf der anderen Seite aus, wenn es darum geht, selbst in den Ring zu steigen, selbst Verantwortung zu übernehmen?

Wie oft höre ich da, "ich kann doch daran gar nichts ändern", "die da oben verdienen mehr Geld als ich, sollen die da oben mal machen!"

Wenn wir es doch besser wissen, was spricht dann dagegen, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einzubringen? Doch dazu fehlt dann oft der Mut. Tatsache ist, wenn wir Verantwortung übernehmen, machen wir uns auch ein Stückweit angreifbar. Wie begeben uns automatisch in eine exponierte Position, wir werden meßbar. Angenehmer ist es da wahrscheinlich schon, aus der Anonymität zu kritisieren.

Im Internet nimmt dieses Verhalten stetig zu. Wie viele schreiben dort, geschützt durch Ihre "Decknamen", was sie über dies oder jenes denken. Dort werden teilweise ungeprüfte Aussagen, Gerüchte über Personen des öffentlichen Lebens in die Welt gesetzt, die dann einen Flächenbrand auslösen. Konsequenzen für die Autoren? Keine! Für die Betroffenen? Zum Teil gigantische!

Löw hat Verantwortung übernommen, hat Entscheidungen getroffen. Sie waren in den letzten 14 Pflichtspielen der deutschen Elf richtig! Im 15. Spiel hat sie sich als falsch herausgestellt! Aber wie gesagt, feststellen konnten wir dies erst im Nachhinein!!!!

Wenn wir das nächste Mal kritisieren wollen, so lassen Sie uns doch gemeinsam daran denken: "Das Leben lebt sich vorwärts, verstanden wird es aber rückwärts".

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag
Ihr André Leyens


Sonntag, 24. Juni 2012

Die Geschichte vom Licht… oder warum auch das schlechte Wetter einen Sinn hat!


Es war einmal... (c) Daniela Dirscherl  / pixelio.de
Die Schweden feiern Mittsommer, doch in unseren Breiten macht der Sommer mal wieder Pause. Regen, Regen, immer wieder Regen… Schöner wäre es sicherlich, wenn es mal ein paar Wochen am Stück so richtig sommerlich wäre, oder?

Ist das dann der Fall, heißt es „Zu warm! Zu trocken!,… zu dies, zu jenes..

Wir könnten diese „Wetter-Geschichte“ auch ganz leicht auf eine andere Ebene heben und schon könnten wir uns Fragen stellen wie:

-         Warum können wir nicht jeden Tag Erfolg haben?
-         Warum verlässt uns das Glück ?
-         Warum gibt es solche und solche Tage? Tage „Mit“ und Tage „Ohne“?

Dazu ist mir – es ist schon einige Zeit her – die folgende Geschichte in die Hände gefallen. Sie stammt aus dem Buch „Gespräche mit Gott – Band 1 (Seite 63 ff).

Es war einmal eine Seele, die isch als das Licht erkannte.. Es war eine sehr neue Seele und deshalb war sie auf Erfahrung erpicht.
„Ich bin das Licht“, sagte sie. „Ich bin das Licht!“
Doch all dieses Wissen und Aussprechen konnte die Erfahrung davon nicht ersetzen. Und in dem Reich, aus dem die Seele auftauchte, gab es nichts außer dem Licht. Jede Seele war großartig, jede Seele war herrlich, und jede Seele erstrahlte im Glanz Gottes ehrfurchtgebietenden Lichts. Und so war die kleine Seele eine Kerzenflamme in der Sonne. Inmitten des grandiosesten Lichts – von dem sie ein Teil war – konnte sie sich selbst nicht sehen und auch nicht erfahren, wer-und-was-sie-wirklich-ist.
Nun geschah es, dass diese Seele sich danach sehnte und verzehrte, sich selbst kennenzulernen. Und so groß war ihr Verlangen, dass Gott eines Tages zu ihr sagte:
„Weißt Du, Kleines, was Du tun musst, um Dein Verlangen zu befriedigen?“
„Oh, was denn, Gott? Was? Ich werde alles tun!“, sagte die kleine Seele.
„Du musst Dich vom Rest von uns trennen, gab Gott zur Antwort, „ und dann musst Du für Dich die Finsternis herbeibeschwören!“
„Was ist die Finsternis, O Heiligkeit?“, fragte die kleine Seele.
„Das, was Du nicht bist!“, erwiderte Gott, und die Seele verstand.
Und so entfernte sie sich von Allem und machte sich sogar in ein anderes Reich auf. Und in diesem Reich hatte die Seele die Macht, sämtliche möglichen Formen von Finsternis in ihre Erfahrung zu rufen. Und das tat sie auch.
Doch inmitten all der Finsternis rief sie aus: „Vater, Vater, warum hast Du mich verlassen?“
So, wie wir das auch in unseren dunkelsten Zeiten getan haben und tun. Doch Gott hat uns nie verlassen, sondern uns immer zur Seite gestanden, bereit, uns daran zu erinnern, wer-wir-wirlich-sind; bereit, immer bereit, uns nach Hause zu rufen….
….
„Und wisst, dass das, was ihr in den Zeiten Eurer größten Prüfungen tut, Euer größter Triumph sein kann. Denn die von Euch erschaffene Erfahrung ist eine Aussage darüber, was-ihr-seid undwer-ihr-sein-wollt!

Möglicherweise ist es einfach so, dass wir „weiß“ nur beschreiben können, in dem wir oder gerade weil wir „schwarz“ kennen? Dass wir „Freude“ nur dann erleben können, weil wir auch traurige Phasen gekannt haben? Dass wir erst dann „Glück“ wahrhaftig schätzen lernen können, weil wir in unserem Leben auch das „Unglück“ erfahren mussten?

Deshalb:
Sonne oder Regen – Gute oder schlechte Laune – Freude oder Leid ….
Glück oder Unglück…. All dies macht unser Leben erst zu dem, was es ist!

Und – wie wir bereits an anderer Stelle beschrieben haben – wir haben die Wahl! Wir entscheiden, welche Bedeutung wir den Dingen, den Ereignissen geben, immer in dem Wissen, dass wir nur die Aufgaben gestellt bekommen, die wir mit unseren aktuell vorhandenen Fähigkeiten auch lösen können.

Deshalb: Glück oder Unglück? Wer weiß das schon? J

Donnerstag, 7. Juni 2012

Wie uns "Denkfehler" doch noch helfen können...

Wenn wir komplexe Situationen oder Gegebenheiten einschätzen sollen, sucht unser Gehirn nach Vergleichssituationen und -Erfahrungen. Soweit, so gut.

Anker im Wedeler Hafen (c) Gabriele Planthaber/pixelio.de
Doch wenn es die nicht findet oder erinnert, dann passiert folgendes: das Gehirn blendet einen Teil der Informationen aus oder orientiert sich an absolut willkürlichen Werten. Anders gesprochen: es "ankert" seine Entscheidungen an beliebigen "Erfahrungen". Um diesen "Ankereffekt", auch "Ankerheuristik"genannt und wir wi ihn für uns nutzen können, geht es in diesem Beitrag.

Nachgewiesenerweise können wir uns diesem Effekt nicht entziehen, weshalb es Sinn macht, ihn kennen zu lernen und nutzbar zu machen.

Zunächst noch ein paar Worte zum Prozeß. Was passiert mit uns?


Wie schon beschrieben, orientiert sich unser Gehirn, mangels "Erfahrungswerte", an beliebige Werte. So wurden Menschen gebeten, Ihre Telefonnummer aufzuschreiben. Davon dann falls nötig die ersten Ziffern zu streichen, so dass nur noch 4 Ziffern übrig bleiben (so wurden unterschiedlich lange Telefonnummern "gleichgeschaltet"). Anschließend bat man sie die Anzahl der Personen zu schätzen, die einen bestimmten Beruf in ihrer Stadt ausüben (zB. Anwalt, Arzt, Fnanzdienstleister) zu schätzen. Die Personen mit der "höheren" Telefonnummer nannten vergleichsweise auch höhere Zahlen für die Berufstätigen... obwohl die eine Zahl (absolut) gar nichst mit der anderen zu tun hat.


Die Psychologen Kahnemann und Tversky machten bereits 1974 folgendes Experiment: Sie fragten die Versuchspersonen nach der Zahl afrikanischer Staaten in der UNO, während sie den Versuchsleiter dabei beobachte, wie er ein Glücksrad mit Zahlen zwischen 0 und 100 drehte. Auch hier kam folgendes Eregbnis heraus: auf hohe Zahlen folgten hohe Antworten, obwohl die Probanten ja nun wussten, dass zwischen den Zahlen keinerlei Zusammenhang bestand.

Hier greift in allen Fällen die Macht der Gewohnheit, wie wir sie schon an anderer Stelle beschriben haben. Wir gewöhnen uns an die "Werte", die uns vorgestellt werden, seien sie nun belegt oder beliebig und leiten daraus unser späteres Handeln ab!

Werfen Sie also bei Ihrer nächsten Gehaltsverhandlung einige große Zahl in den Raum (Beachte: sie muss nicht im Zusammenhang mit dem eigentlichen Thema stehen). Ihr Chef wird tendenziell eher bereit sein, Ihre "großen" Gehaltserhöhung zuzustimmen. :-) ... Es kommt doch zumindest auf einen Versuch an, oder?

Die Ankerheuristik führt uns zu einem weiteren Phenomen, der "Verfügbarkeitsheuristik". Wir treffen oft Entschedund, ohne eine Statistik zu kennen, oder können eine solche nicht rational nutzen. Wir ersetzen demnach die statistischen Daten durch unsere Erinnerung. Anders gesagt:  woran wir uns leicht erinnern, das halten wir für wahrscheinlicher als das, woran wir uns schwer erinnern. Die Betonung liegt auf "leicht" und nicht auf "wie oft"...

In Spielhallen mit vielen Automaten ist es leichter zu beobachten, dass ein Spieler gewinnt, und so glauben die Besucher unbewusst eher an einen Gewinn und geben tendenziell mehr Geld aus als in kleineren Spielhallen. Dies könnte auch erklären, warum Menschen immer noch weiter rauchen, obwohl sie ja durch Werbe- und Aufklärungskampagnen genau wissen, dass sie das Rauchen gesundheitlich stark schädigen kann (es steht ja mittlerweile sogar auf den Verpackungen!). Aber die Erinnerung daran, wie jemand an Lungenkrebs oder Herzinfarkt vor ihren Augen stirbt ist eher schwerer, als die Erinnerung an einer Umweltkatastrophe, an einen Flugzeugabsturz, oder ähnlichem. Umgekehrt hat man wiederum feststellen können, dass Ärzte, die tagtäglich mit solchen Patienten zu tun haben, eher nicht mehr rauchen!

Wir können wir uns diesen Effekt nun für den Alltag nutzbar machen?

- Meiden Sie "bad news"! Befassen Sie sich mit den schönen Dingen des Lebens. So werden Sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt leichter an Gutes als an Schlechtes erinnern und somit unbewusst Ihre Entscheidungen durch die Verfügbarkeit guter Dinge beeinflussen.
- Wollen Sie etwas in Zukunft vermeiden oder sich etwas lästiges abgewöhnen, so konfrontieren Sie sich bildhaft immer wieder mit dem Sachverhalt, den Sie abegen möchten. Wollen/müssen Sie also abnehmen, so hängen Sie sich das Bild eines fettleibgen Menschen  an die Kühlschranktür...
- Stehen wichtige Entscheidungen oder Termine an, so denken Sie vermehrt an vergangene Erfolgserlebnisse. So werden Sie das Gelingen Ihres Vorhabens für wahrscheinlicher halten...

In diesem Sinne, viel Spaß bei Ihrer persönlichen "Heuristik"!

Ihr
André Leyens

Von Mitleid, Mitgefühl und (anderen) Schlägen...

Ahorn-Baumkrone - (c) Andrea Steffen/pixelio.de
Stellen Sie sich kurz die folgende Situation vor:

Während eines Spazierganges durch den Wald hören Sie plötzlich Kinderrufe. Sie bleiben stehen, schauen sich um und bald wird Ihnen klar: in der großen Eiche unweit von Ihnen sitzt ein kleines Kind weit oben in der Krone. Der Weg nach oben war für das Kind kein Problem, aber nun sitzt es da und kommt nicht mehr herunter.

Was machen Sie?
1. Sie trösten das Kind kurz, eilen zum nächstmöglichem Haus, um sich eine Leiter zu besorgen oder rufen gar direkt die Feuerwehr?
2. Sie klettern selbst hinauf und stellen oben fest, dass Sie nun auch nicht mehr hinunter kommen. Sie beschliessen fortan mit dem Kind auf die (unwahrscheinliche) Hilfe eines Dritten zu warten?
3. Sie tun so, als hätten Sie nichts gehört und setzten Ihren Spaziergang fort?

Ich denke, in dieser doch sehr offensichtlichen Situation, werden sich die meisten von Ihnen - Sie sehen, ich bleibe trotz allem vorsichtig in meiner Aussage :-) - für die erste Lösungsvariante entscheiden.

Doch im täglichen Leben liegen die Dinge nicht immer so offen auf der Hand und dort entscheiden wir uns dann doch auch schon mal für eine der beiden anderen Lösungen.

Die zweite Variante ist eine Metapher für das Mitleiden, das vielen Menschen eigen ist. Sie verwechseln hier Mitleid mit Mitgefühl.

Mitleiden heißt, den Schmerz des anderen anzunehmen, förmlich in ihn hineinzugehen, ihn zu seinem eigenen zu machen (assoziierter Ansatz). Mitfühlen hingegen bedeutet, sich eine Vorstellung dieses Schmerzes zu machen, in die Schuhe des anderen zu schlüpfen, um dann aber doch bei sich selbst zu bleiben (dissoziierter Ansatz).

In welcher (Gefühls-)Lage werden wir wohl eher in der Lage sein, unserem Gegenüber die bessere Hilfe zukommen zu lassen? 

Der Mitleidende ist nicht mehr in der Lage, sinnvolle Lösungsansätze zu entwickeln. Der Mitfühlende, der diese Situation seines Gesprächspartner von der eigenen absolut unterscheidet, wird es aber in der Regel sehr wohl noch tun können!!

Und was hat es jetzt mit der Lösungsvariante 3 auf sich, die jeder im oben beschriebenen Beispiel sicherlich als verantwortungslos abstempeln würde?

Nun, im Alltag fußt diese Variante auf einer Verwechslung. Die Verwechslung von Mitleid und Mitgefühl. Wenn wir dieser Verwechslung zum Opfer fallen, scheuen wir den Kontakt und die Begegnung mit Leid und Schmerz, mit Elend.... Wir halten uns fern von Beisetzungen, auch wenn es im unmittelbaren Umfeld des besten Freundes geschieht; wir wollen negative Äusserungen von Mitmenschen zu einer gegebenen Situation nicht hören, wir beteiligen uns nicht an Kritikgesprächen, auch wenn diese Kritik eines Tatbestandes durchaus berechtigt ist,... all dass, um uns nicht mit dieser Negativität zu "infizieren".

Das schlechte Gewissen, nicht zu helfen, ist allemal leichter zu ertragen, als vermeintlich die Verzweiflung des anderen zu seiner eigenen zu machen (wir sind immer noch bei der Verwechslung zwischen Mitleid und Mitgefühl).

Wohlgemerkt: dieses Verhalten ist nur menschlich, da wir ja als eigenständige Wesen eine egozentrische Sicht auf das Leben haben. Wir sehen die Dinge mit unseren Augen! So gehen wir auch wie selbstverständlich davon aus, dass andere die Dinge so sehen müssten wie wir selbst. Und so führt die Unwissenheit um die Zusammenhänge auch schon mal in die "Falle" von Lösungsvariante 3. Auch wenn wir sie im genannten Beispiel nie für möglich halten würden!

Wenn wir jedoch echte Anteilnahme und echtes Mitgefühl für unsere Mitmenschen zeigen, so erreichen wir zwei Dinge: wir ersparen uns "den Baum" und helfen dem Anderen auch noch runter vom "Baum"! :-)

Aber warum "schlagen" wir dann unseen Gesprächspartner?

Eine irritierende Frage? Nun ich will Ihnen helfen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Wir bleiben beim Thema und Sie haben für Ihren Ansprechpartner Mitgefühl aufgebracht. Bald schon sprudelt es aus Sie heraus: "An Deiner Stelle würde ich dies oder jenes tun!", "Hast Du schon einmal über dies oder das nachgedacht?", "Du müsstest Deine Sichtweise über diese Situation ändern und sie ab sofort mal so und so sehen.."..... Kommt Ihnen das bekannt vor?

All diese Ratschläge sind sicherlich sehr gut gemeint und wollen dem anderen nur helfen. Doch richten sie oftmals beim Hilfesuchenden auch (erheblichen) Schaden an. Ratschläge sind eben auch Schläge!

Warum ist das so? Nun, unsere Ratschläge stammen aus unseren Erfahrungen in eben dieser oder einer ähnlichen Lage. Und unsere Erafhrung ist eben nun mal unsere Erfahrung, nicht mehr und nicht weniger. Der andere hat sein Leben, in dem er seine Erfahrungen gemacht hat.

In dem wir ihn mit unseren Ratschlägen "bombardieren", erklären wir uns gleichtzeitig für Experten für sein Leben.Wir erklären unsere Sicht der Dinge als die einzig richtige! Wie wird dies wohl beim anderen ankommen? Könnte es sein, dass er dann zu seinem ursprünglichen Problem, nun noch ein weitere hat: nämlich ein mögliches Gefühl der Unzulänglichkeit, die Dinge falsch zu sehen, und der Einsamkeit ("Keiner versteht mich!")?

Spiegelbild - (c) Viktor Schwabenland/pixelio.de
Ratschläge stammen eben aus der konstruierten Realität eines anderen, der glaubt zu wissen, wie die Welt des anderen aussieht. Wir übertragen unsere Realität auf die Realität des anderen (Psychologie: Projektion) In einer solchen Situation einen Volltreffer zu landen, ist sicherlich eher zufällig.

Wie kann man vorgehen? (auch wenn ich mich mit einer Antwort auf diese Frage in das Dilemma begebe, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nun dich einen Ratschlag zu geben ;-)....)

1. Hören Sie zunächst zu, was Ihnen Ihr Gegenüber zu sagen hat. Versuchen Sie zu verstehen, wie er die Dinge sieht, warum er sie so sieht. Verstehen heißt ja nicht, dass Sie seine Sichtweise auch akzeptieren und gutheißen müssen. Letzteres könnte uns selbst ja mit dem Problem behaften, dass wir ja durch diese Ausführungen beim anderen vermeiden möchten: nämlich, dass wir nun unsere Weltsicht zu Gunsten der des anderen aufgeben müssten.

2. Fragen Sie anschließend, ob Ihr Gesprächspartner mögliche Lösungsansätze von Ihnen hören möchte. Oftmals wird jedoch Ihr Gesprächspartner, nur dadurch, dass Sie ihm Ihr ernsthaftes Interesse für seine Weltsicht entgegen gebracht haben, schon im Gespräch eigene Lösungsansätze entwickeln. Eine schöne Vorstellung, oder?

In diesem Sinne: In Zukunft viel Spaß beim KEINE Ratschläge geben :-)

Ihr
André Leyens

Sonntag, 15. April 2012

Der ultimative Diätplan? --- Weg frei zur Bikinifigur?!?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Sie kennen das vielleicht: der Frühling lässt schon mal den einen oder anderen schönen, sonnigen Tag zu. Sie spüren es, der Sommer kommt auch irgendwann wieder... Und vielleicht überlegen Sie, wie Sie so manches Kilo aus den gemütlichen Wintertagen auf der Couch wieder loswerden sollen, um dann, wenn es drauf an kommt, Ihren Body von seiner besten Seite präsentieren zu können... -)

Beach (c)  Benjamin Thorn  / pixelio.de
 Nun, da habe ich hier vielleicht den ultimativen Tipp für Sie: Wie Sie durch mehr essen auch abnehmen!!!

Spätestens jetzt schauen Sie vielleicht, zu welcher Uhrzeit dies hier gepostet wurde. Hat der Leyens alkohol getrunken? Oder nur schlecht geschlafen? Denn wie soll das gehen? Mehr Essen und trotzdem abnehmen?

Nun: wie immer liegt es im Detail. Was meine ich denn mit mehr essen?

Natürlich meine ich nicht, dass sich sich hinsetzen und einen Schokoriegel nach dem anderen in sich hineinschieben, oder die fette Leberwurst doppelt und dreifach aufs Brot schmieren... Ich meine hier die Vorstellung - die realistische Vorstellung -, es zu tun!! und bediene mich hier wieder des schon mehrfach erwähnten Prinzip der Habituation.

Man hat in Tests herausgefunden, dass Menschen, die sich vorher mit allen Sinnen und sehr realistisch vorstellten, dass Sie bereits 30 Schokobonbons gegessen haben, dann -wenn sie ihnen tatsächlich vorgesetzt wurden - weniger davon genommen haben, als Menschen, die sich beim Essen von lediglich 3 Bonbons "gesehen" haben und nochmals wesentlich weniger, als Menschen, die vorher an etwas ganz anderes gedacht haben, um sich ganz vom Essen abzulenken!!

Also auch in der reinen Vorstellung wirkt das Prinzip der Habituation. Die Probanten aus der ersten Gruppe hatten sich gedanklich schon so stark an das leckere Essen gewöhnt, dass die Verlockung in der Realität kaum bis gar nicht mehr vorhanden war!!!

Also beim nächsten Mal: bei Heißhunger nicht an etwas anderes denken, sondern ganz realistisch die Vorstellung des genüßlichen Verzehrs vor dem inneren Auge ablaufen lassen :-)

Das Prinzip wirkt im Übrigen auch in anderen Bereichen: so können Sie Verhaltensänderungen durch die Vorstellung erlernen, wie Sie sich mit Ihrem neuen, gewünschten Verhalten sehen, geben, usw... Es wird quasi in Ihrem Kopf bereits zur neuen Gewohnheit. :-)

Also viel Spaß beim Ausprobieren und natürlich beim Formen Ihres Sommerbodys!

Herzliche Grüße,
Ihr André Leyens

Sonntag, 25. März 2012

Die Sachen mit den Bonbons ! :-)

Über das Phenonem der Habituation habe ich an anderer Stelle in diesem Blog bereits geschrieben. 

Es handelte sich um das Phenomen der Gewohnheit, das uns Menschen eigen ist. Wir können es nutzen, um schönen Dingen länger ihren Reiz zu bewahren und unangenehmere Dinge, die wir zu tun habe, erst einmal angenehmer für uns zu machen.

In beiden Fällen geht es also um Wiederholungen? Doch wie definieren wir, wie definiert unser Gehirn Wiederholungen?

(c) lupo/pixelio.de
 Nun, man hat herausgefunden, dass wir selbst es sind, die bestimmen, wie oft wir ähnliche Tätigkeiten als Wiederholungen empfinden. Genauer ausgedrückt, hängt es davon ab, wieviele Kategorien wir in unserem Kopf bilden.

Herausgefunden hat man dies mit folgendem Experiment:
Zwie Gurppen von Probanden sollten Bonbons mit verschiedenen Geschmacksrichtungen probieren. Wieviel sie aßen, wurde ihnen auf einem Computerbildschirm angezeigt. Der ersten Gruppe zeigte man jeweils nur die Gesamtzahl der gegessenen Bonbons, der anderen zeigte man die verzehrten Bonbons in den einzelnen Geschmacksrichtungen an, also wie viele Erbeerbonbons, wie viele Zitronenbonbons, usw...
Die Frage an die Versuchspersonen: "welche Bonbons haben "ie am meisten genossen?"
Das Eregbnis des Test: die Personen der zweiten Gruppe, der mehr Unterkategorien angezeigt wurden, empfanden einen höheren Genuß.

Also, obwohl die Bonbons ja nun objektiv für beide Gruppen gleich schmecken, scheint es, das sich die zweite Gruppe mehr auf die Unterschiede konzentriert und somit diesen Test nicht so schnell als "langweilig" empfindet als die erste Gruppe. Die zweite Gruppe empfindet weniger Wiederholungen.

Wie können Sie diese Erkenntnis nun in Ihrem Alltag nutzen?

Auch hier unterscheiden wir Dinge, die Sie nicht so gerne tun, oder Dinge, deren "Lustempfinden" Sie länger vorhalten wollen, auf der einen Seite und Dinge, die Sie ungern tun bzw. vielleicht abstellen wollen, auf der anderen Seite.

Für das erste gilt: achten Sie mehr auf kleine Unterschiede, auf die Details! Treiben Sie nicht einfach nur Sport, sondern gehen Sie das eine Mal zum Radfahren, das andere Mal, zur Fitness, usw... Mir, als Jemand, der der Gartenarbeit nicht wirlich etwas abgewinnen kann, der sie aber erledigen muss, will ich nicht in kürzester Zeit eine Wildnis hinter meinem Haus vorfinden, hat geholfen, die unterschiedlichen Tätigkeiten einzuteilen. Zum Beispiel: 1. Stunde:Umkraut jähten, 2. Stunde: Rasen mähen, usw...

Für das zweite gilt: "Verallgemeinern" Sie die Tätigkeit, die Sie gerne abstellen wollen.Bilden Sie also größere Kategorien. Wenn Sie gerne Computerspiele spielen, den Zeitaufwand dafür aber zurückfahren wollen, so könnte Ihnen helfen, wenn Sie nur in der Kategorie "Computerspiel" denken, statt in den einzelnen Spielen. So sagen Sie sich: "Vorhin habe ich doch schon ein Computerspiel gespielt, jetzt spiele ich nicht schon wieder ein Computerspiel!"

Probieren Sie es einfach makl aus!

Herzliche Grüße,
Ihr André Leyens

Montag, 12. März 2012

Schreiben Sie über Ihren nächsten Tag!

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich möchte heute noch einmal kurz auf eine Anregung eingehen, die ich gestern bereits gemacht habe.

(c) Katharina Bregulla  / pixelio.de
Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die sich Abends immer wieder mal (vielleicht gar täglich!) ein paar Minuten Zeit nehmen, die Dinge aufzuschreiben, die Ihnen über den Tag gut gelungen sind, die Ihnen gut gefallen haben, oder ähnliches mehr.

Was halten Sie denn nun davon, am Vorabend zusätzlich über Ihren nächsten Tag zu schreiben. Ich habe von dieser Übung in einem News-Letter eines NLP-Trainers, Ralf Senftleben, gelesen und fand die Anregung sehr gut.

Beginnen Sie Ihren Beitrag mit der Überschrift: "Ich würde folgendes bevorzugen..." und schreiben Sie dann auf, wie Sie zum Beispiel das bevorstehenden Gespräch mit Ihrem Chef erleben wollen (es ist sehr angenehm verlaufen, ich konnte ihm meine Anliegen sehr gut vermitteln, es war ein sehr harmonisches Gespräch,...) oder wie Sie sich selbst über den Tag sehen wollen (fit, vital, dynamisch, ..).

Versuchen Sie es so detailliert wie möglich zu beschreiben. Also bei Ihrem Chef zum Beispiel auch erläutern, worum es im Gespräch geht (Terminverschiebung für ein Projekt, oder eine bestimmte Hilfestellungfür einen Auftrag).

Bleiben Sie am Anfang mit Ihren Vorstellungen auch sehr nah an der "Realität", so dass Sie sich auch glauben können, dass sich die Dinge auch so zutragen könnten. Lassen Sie also am Anfang Aussagen wie "Ich wiege morgen 5 Kilo weniger", wenn Sie heute erst mit Ihrer Diät starten. Das Gleiche gilt mit einem Satz wie "Ich laufe morgen 10 Kilometer am Stück", wenn Sie es bis dato gerade mal zum Bäcker um die Ecke ohne Pause geschafft haben :-).

Was Sie dazu sonst noch beachten sollten, lesen Sie hier!

Viel Spaß beim Umsetzen.

Herzliche Grüße,
Ihr André Leyens

Sonntag, 11. März 2012

Dinge, die sich selbst voraussagen !?!?

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

schon Henry Ford hat es damals gesagt:

"Ob Du glaubst, etwas zu können oder etwas nicht zu können... Du hast immer Recht!"

(c)Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com /pixelio.de
Anders ausgedrückt, wenn auch vielleicht mit etwas "Größenwahn": Sie können mit Ihren Gedanken die Welt verändern! 

Stimmt diese Aussage nun? Und wann ja, wie kommt das?

Nun, sie stimmt tatsächlich und ist auch wissenschaftlich belegt. Dieses Phenomen basiert auf der Tatsache, dass unser Gehirn (und damit wir!) dazu tendiert, Dinge zu verallgemeinern, Dinge in Stereotypen zu fassen. Somit brauchen wir in bestimmten Situationen nicht mehr aufmerksam sein, sie nicht mehr neu erlernen, sondern können auf Bekanntes zurückgreifen. Ob dieses Bekannte "gut" oder "weniger gut" ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich habe diese Begriffe bewusst in Einführungszeichen gesetzt, weil wir ja bereits an anderer Stelle gelernt haben, dass jeder von uns, immer sein Bestes gibt, sprich immer das tut, was ihm zu diesem Zeitpunkt möglich ist.

Wie funktioniert das denn nun, mit den Dingen, die sich selbst voraussagen, mit den "selbsterfüllenden Prophezeiungen"?

Nehmen wir dazu mal folgendes Beispiel, basierend auf unserer Verallgemeinerung, dass attraktive Menschen gleichzeitig auch nett und sympatisch sind. Treffen wir nun auf einen solchen Menschen (das hübsche Mädel oder den  netten jungen Mann im Zugabteil zum Beispiel), so wird diese Annahme aktiviert. Ich "weiß" nun, dass die Person nett ist und verhalte mich deshalb selbst auch nett und zeige mich von meiner Schokoladenseite. Die Person reagiert selbst ebenfalls nett und höfflich auf mein Verhalten und am Ende des Tages bestätigt sich meine Annahme wieder, dass attraktive Menschen nett und sympatisch sind.

Meine Annahme, meine Gedanken haben in mir ein Verhalten ausgelöst, das ein Verhalten beim anderen ausgelöst hat, das wiederum meine Gedanken bestötigt hat.

Das Ganze funktioniert nun leider auch umgekehrt, wie Paul Watzlawik uns in beeindruckender Weise in seiner Geschichte "Der Mann mit dem Hammer" schilderte (siehe sein Werk "Anleitung zum unglücklichsein").

Deshalb: achten Sie auf Ihre Gedanken! Sie wissen nämlich nicht, wann Sie ihnen wieder begegnen! :-)

Zum Schluß noch zwei kleine Übungen, die Sie immer wieder praktizieren können, auch täglich, wenn Sie wollen:

-.Fassen Sie doch morgens einen Entschluß, wenn Sie aus dem Hause gehen! Zum Beispiel: "Heute wird ein erfolgreicher Tag!"
- Schreiben Sie doch mal Tagebuch im Voraus! Schreiben Sie abends auf, was am folgenden Tag alles Positives passieren wird, welche Erfolge Sie erleben werden, welchen tollen Menschen Ihnen begegnen werden, usw...!

Tun Sie beides mit einem Lächeln auf den Lippen! Auch das haben wir ja gelernt!


Dies ist natürlich nie eine Garantie, das alles we am Schnürchen laufen wird, aber wie wir gelernt haben (hier und im vorherigen Post!): schaden kann es nicht! Und Ihr Umfeld wird es Ihnen durch sein Verhalten danken.


Herzlichst
Ihr André Leyens
 

Gesichtsrückkopplung !?!?

Wir wissen es alle, liebe Leserinnen, liebe Leser:

 Lachen ist gesund und tut gut!.

(c) Gerrit Schmit/pixelio.de
 Wissenschaftlich ist die Wirkung von Freude, die sich ja bei uns Menschen überwiegend durch Lachen ausdrückt, in vielen Studien nachgewiesen worden: Lachen fördert somit den Heilungsprozess von Krankheiten, beeinflusst positiv das Herz-Kreislaufsystem, und viele Dinge mehr.

Doch es gibt dann wiederum Tage, wo uns nach Lachen so gar nicht zu Mute ist, wo es uns gar förmlich im Halse stecken bleibt. Sie werden solche Tage kennen: Sie haben gerade eine Prüfung versemmelt, oder der lange angestrebte Auftrag ist Ihnen durch die Lappen gegangen, ein wichtiger Termin wurde abermals verschoben oder gar endgültig gecancelt... Lachen Sie dann?  Wahrscheinlich nicht....Eher rutscht Ihre Stimmung dann ins "Bodenlose" und Sie fühlen sich überhaupt nicht mehr gut!!

Dem Psychologe Silvan Tomkins wird nun eine Theorie zugeschrieben, die Ihnen in solchen Situationen weiterhelfen kann: die Facial-Feedback-Theorie oder auf Deutsch die "Gesichtsrückkopplungstheorie".

Sie besagt, dass nicht nur unser Gemütszustand unsere Mimik beeinflusst und uns bei freudigen oder lustigen Ereignissen zum Lachen bringt, sondern auch, dass diese Beeinflussung genauso gut umgekehrt funktioniert. Also sollte der erste Ansatz zum einer Verbesserung der Gemütslage in schwierigen Zeiten sein, "gute Mine zum bösen Spiel" zu machen: Lächeln Sie! ... Lachen Sie! ... Tun Sie zumindest erst mal so!

Ihr Gehirn wird sehr bald darauf reagieren und schnell wird es Ihnen besser gehen. Dazu kommen noch angenehme Nebeneffekte:
- durch die bessere Stimmung werden Sie womöglich klarer denken können und für Ihr Problem möglicherweise schneller eine Lösung finden
- wahrscheinlich werden Sie so auch ganz anders auf Ihr Umfeld, auf Ihre Mitmenschen wirken. Ihr Kollegin, Ihr Nachbar, die Verkäuferin an der Kasse...sie alle nehmen Ihr Lächeln wahr und gehen unbewusst davon aus, dass Sie ein netter und sympatischer Mensch sind und dass die Begegnung mit Ihnen einen tollen Verlauf nehmen wird.... Auch eine Art von Rückkopplung, die Ihnen wieder zu Gute kommt.

Also beherzigen Sie ab sofort: "Wer zuerst lacht, lacht am Besten!"

Herzlichst
Ihr André Leyens

Sonntag, 26. Februar 2012

Gedanken über die Zukunft - Ein Interview mit Steve Jobs

(c) Gerd Altmann  / pixelio.de
Der hier wiedergegebene Auszug eines Interviews, dass der Journalist David Sheff im Jahr 1985 mit Steve Jobs führte, entstammt der autorisierten Biografie des Apple-Gründers. Steve Jobs war damals 30 Jahre alt und philosofiert über das Älterwerden und über die Zukunft.

"Die Gedanken bilen Muster im Gehirn, ähnlich einem Gerüst. Man ätzt sich derartige chemische Muster regelrecht ein. In den meisten Fällen bleiben die Leute in diesen Mustern hängen, wie die Nadel in einer Schallplattenrille, und kommen nie wieder raus.
Ich werde immer mit Apple verbunden bleiben. Ich hoffe, dass sich die Fäden meines Lebens und die Fäden von Apple weiterhin miteinander verweben, wie eine Art Wandteppich. In manchen Jahren werde ich vielleicht nicht hier sein, aber ich werde immer zurückkommen. Vielleicht will ich genau das. Am wichtigsten ist es, sich daran zu erinnern, dass ich immer noch lerne, dass ich mich immer noch in der Ausbildung befinde.
Wenn man im Leben kreativ sein will, Künstler sein will, dann darf man nicht ständig zurückblicken. Mann muss bereit sein, alles, was man getan hat, alles, was man war, von heute auf morgen über Bord zu werfen.
Je mehr die Öffentlichkeit einen auf ein bestimmtes Bild festnageln will, umso schwieriger ist es, weiterhin Künstler zu sein. Das ist der Grund, warum Künstler so häufig sagen müssen: "Bye. Ich muss weiter, sonst werde ich noch verrückt." Und dann ziehen sie sich irgendwohin zurück. Vielleicht tauchen sie später etwas verändert wieder auf."

Ich finde, da steckt viel wahres drin, auch was jeden einzelnen von uns und unser Leben betrifft.

Bis zum nächsten Mal
Herzliche Grüße
André Leyens

Donnerstag, 23. Februar 2012

Warum die Kuh Milch trinkt ?!?!?

(c) Rita Thielen  / pixelio.de
Beantworten Sie mal die folgenden drei einfachen Fragen:
- welche Farbe hat der Schnee?
- wie Farbe an Zucker?
- welche Farbe hat ein Brautkleid?
und dann noch: Was trinkt die Kuh?

Nun? Wie war Ihre Antwort? Vielleicht doch "Milch", obwohl Sie wissen, dass die Kuh natürlich Wasser trinkt.

Dieses Phenomen nennt man in der Psychologie "Priming": Unser Gehirn greift vereinfacht ausgedrückt auf ein bekanntes "Schema" zurück, das es in irgendeiner "Schublade" abgelegt hat. Oder auch, ein Schema, das es soeben noch benutzt hat, wie im oben genannten Beispiel.

Sie können so die zwischenmenschlichen Beziehungen sehr stark beeinflussen.

Stehen Sie vor einem wichtigen Gespräch und möchten Ihr Gegenüber etwas milder stimmen, so lassen Sie ihn vorher etwas lesen, das zum Beispiel von Sympathie, Freundlichkeit, oder Ähnlichem handelt.

Möchten Sie jemanden den Schrecken vor einem "hohen" Preis nehmen, dann streuen Sie vorher einige gigantisch hohe Zahlen in Ihrem Gespräch ein. Diese müssen noch nicht einmal im Zusammenhang mit dem Thema stehen.

Nervt Sie der Nachbar, so prägen Sie sich vor der nächsten Begegnung mit ihm Worte wie "interessant, freundlich, höflich, usw..." ein, und Sie werden merken, dass er ganz anders auf Sie reagiert.

So hilft das "Priming" Ihnen nicht nur, Dinge zu erledigen, ohne sie immer wieder neu zu lernen (zum Beispiel, die Suppe mit dem Löffel zu essen, und nicht mit der Gabel!), sondern auch auf Kurz oder lang, Ihre Beziehung  zu anderen Menschen zu verbessern.

Herzliche Grüße,
André Leyens

Mittwoch, 22. Februar 2012

Habitu.... was?!?

Gehören Sie auch schon mal zu den Menschen, die sich lieber angenehmen Dingen widmen, als sich den lästigen Angelegenheiten zuzuwenden? Also lieber einen guten Film sehen, als sich zum Beispiel dem aufzuräumenden Keller oder der Steuererklärung zuwenden? Oder soll ich gar im ersten Satz die Wörter "auch schon mal" ganz wegstreichen?
(c) Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de
 Nun, hier habe ich vielleicht einen hilfreichen Tipp für Sie.

Sie werden mir vielleicht Recht geben, wenn ich Ihnen sage, dass alles Neue irgendwann seinen Reiz verliert. Früher oder später!

Wie las ich vor Kurzem noch sinngemäß? "Die Halbwertzeit eines neuen Fahrzeuges ist so lange wie der Nachbar einen größeren Wagen fährt!". Nun ja, dies ist vielleicht eine etwas zynische Aussage, doch sie birgt in sich ein absolut gängigens Phenomen unseres menschlichen Daseins:

Die Macht der Gewohnheit oder in der Psychologie auch Habituation genannt.

Die Gewohnheit ist eine sehr wichtige Voraussetzung dafür, dass wir Menschen überhaupt etwas lernen können. Andererseits ist sie auch ein Fluch, denn egal was wir auch tun, gerne tun: irgendwann verliert dies den Kick des ersten Mals.

Nun lassen Sie uns einmal kurz überlegen. Wenn dem doch so ist, dann könnte es doch auch möglich sein, diese Macht der Gewohnheit zu unseren Gunsten zu nutzen, in dem wir das Einsetzen des Gewöhnungseffektes für unsere Zwecke steuern.

Wie soll das gehen?

Wer schlau ist, lässt sich bei angenehmen Tätigkeiten öfter mal unterbrechen. Sie werden es kaum glauben, aber man hat festgestellt, dass Menschen, die einer Filmvorführung mit Werbeunterbrechungen beiwohnten, ein viel intensiveres Erlebnis schilderten, als diejenigen, die den Film "am Stück" sahen. Und dabei war die Werbung selbst tatsächlich als störend empfunden worden.

Für alle schönen Dinge wächst der Spaß mit jedem Neuanfang. Denken Sie also daran bei der Planung Ihres Jahresurlaubes: nicht an einem Stück, sondern eher mehrere Kurzurlaube übers Jahr verteilt... :-)

Und was ist nun mit den unangenehmen Dingen? Nun, vielleicht ahnen Sie es bereits? Genau, hier gilt es, sich  genau umgekehrt zu verhalten. Denn hier wächst nicht die Freude, sondern der Ärger darüber, sie tun zu müssen, mit jedem Neuanfang. Je öfter wir diese Tätigkeiten unterbrechen, je größer wird das Leid,wenn wir wieder anfangen müssen. Hier sollten Sie sich also möglichst nicht unterbrechen lassen, damit der Gewöhnungseffekt auch möglichst schnell eintritt. So erscheint uns die Sache nach und nach immer weniger lästig.

Also hier das kurze Fazit:

- bei schönen Dingen -> (Viele) Unterbrechungen
- bei lästigen Dingen -> Keine Unterbrechungen.

Noch einen letzten Tipp zum Schluss: machen Sie es nicht wie ich, und erklären diesen Effekt Ihren heranwachsenden Kindern, um sie zum Englischvokabel Lernen zu motivieren. Sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie den gleichen "Vortrag" von ihnen hören, wenn Sie demnächst den Hausputz aus Unlust wieder mal aufs nächste Wochenende verschieben wollen... :-)

Herzliche Grüße
André Leyens

Sonntag, 19. Februar 2012

"Rahmen" Sie um!

Dies werden Sie auch schon erlebt haben?

Einen Tag, den Sie am liebsten nicht erlebt hätten, an dem Sie morgens am besten gar nicht aufgestanden wären? An dem alles, aber auch alles schief läuft? Und den Sie,wenn Sie ihn dann mehr oder weniger  gut oder schlecht hinter sich gebracht haben, gleich ganz abhacken, aus Ihrer Erinnerung löschen würden? Würde man Sie für einen solchen Tag um ein Statement bitten, würde Ihnen möglicherweise nur ein Wort dazu einfallen: "Misttag!"

Na, Sie nicken schon?

Ehe Sie sich nun vielleicht fasche Hoffnungen machen: solche Tage wird es immer geben. Die Frage ist nur, ob Sie sie immer genauso sehen müssen, wie Sie sie vielleicht bisher gesehen haben.

Regen im Bilderrahmen (c) nimkenja/pixelio.de
Geben Sie den Ereignissen, Situationen doch einfach nur einen neuen Rahmen!

Wie bei einem Bilderrahmen entscheidend sein kann, ob Ihnen ein Kunstwerk gefällt oder nicht, so können Sie selbst auch entscheiden, bestimmten Ereignissen einen neue Bedeutung zu geben. So können sich auch ganz neue Perspektiven auftun, die Ihnen den Umgang mit den "schlimmen" Ereignissen erleichtern können.

"Meine Frau/mein Mann konrolliert mich!", sicherlich ein Beispiel für ein für die meisten Menschen als negativ empfundenes Verhalten. Sagen Sie sich aber: "Ich liege meiner Frau/meinem Mann sehr am Herzen!", so beschreiben Sie zwar das gleiche Verhalten Ihres Partners, geben ihm aber gleichzeitig eine völlig andere Sichtweise. Wird Ihnen die erste Aussage möglicherweise ein wenig harmonisches Zusammenleben bescheren, so kann die zweite durchaus für Harmonie sorgen, ohne dass Sie gleich alle Kontrollmacken Ihres Partners gut heißen müssten.

Diese neue "Rahmung" wird Ihnen helfen, wenn Sie an der Sache selbst sowieso nichts mehr ändern können, weitere Gedanken daran Ihre Negativspirale aber nur fortsetzen und Sie weiterhin blockieren und handlungsunfähig machen würden.

Somit beginnen Sie damit,  zu leben und nicht gelebt zu werden.

Aber auch hier möchte ich Mißverständnissen vorbeugen: es gilt nicht alles nur noch rosarot zu sehen und sehenden Auges ins Verderben zu laufen. Sie dürfen Ihren Verstand nach wie vor benutzen.

Nehmen Sie also zunächst alle negativen Gefülle zur Situation wahr und lassen Sie sie zu. Wenn Sie wütend sind, sind Sie es. Es wäre falsch, dies zu ignorieren. Aber dann "rahmen Sie neu!"

Einige Tipps dazu:
  1. Wenn Sie das nächste Mal denken, "Ich kann das nicht!", dann fügen Sie diesem Satz, diesem Gedanken nur ein kleines Wort hinzu: "Ich kann das NOCH nicht!"
  2. Wenn Ihnen etwas widerfährt, das Sie absolut nicht nachvollziehen können, fragen Sie sich, "Wozu könnte das gut sein?", "Was soll es mir sagen?"
Schon diesen beiden kleinen Tipps, nicht zuletzt die einfache Frage, lösen bereits einen Prozeß zwischen Ihren beiden Ohren aus, der es Ihnen überhaupt ermöglicht, NEUES zu entdecken, nach Lösungen Ausschau zu halten.

Denken Sie an Epiktet: "Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben."

Herzlichst
André Leyens

Sprechen Sie "Giraffe"?

Keine Angst, liebe Leserinnen, liebe Leser, diese Frage entstand nicht aus einem abklingenden Karnevalsrausch, sondern ist durchaus ernst gemeint. Doch ich gebe zu, dass sie für nicht Eingeweihte durchaus irritierend sein kann.

(c) Janine Grab-Bolliger/Bearbeitung Joujou/pixelio.de

Wir Menschen sind überwiegend gesellschaftliche Wesen und unser klassisches Kommunikationsmittel ist die Sprache, die Sprache des Körpers ("Sie können nicht nicht kommunizieren" (Paul Wazlawik)) und die Sprache der Worte.

Mit letzterer wollen wir uns heute mal etwas näher befassen.

Wir reden mehr oder weniger viel miteinander, manchmal leider ohne wirklich Acht zu geben, auf das was wir sagen. Damit meine ich nicht,den Inhalt im wörtlichen Sinne. Natürlich weiß ein gesunder Mensch, was er da im Gespräch von sich gibt. Ich beziehe mich hier auf folgende Unterscheidung: Teilen wir mit, was wir beobachten oder verfallen wir nicht schnell in die Interpretation des Beobachteten?

Doch genau das kann sehr entscheidend für das Gelingen und Fortführen der zwischenmenschlichen Kommunikation sein. Spüren Sie selbst einmal nach, wie die folgenden Aussagen auf Sie wirken:

"Du bist ein schlechter Zuhörer!"
"Ich sehe, dass Du in ein Buch schaust, während ich mit Dir spreche"

Sollte jemand Ihnen die erste Aussage "an den Kopf werfen", so werden Sie womöglich dazu tendieren, sich zu erklären und/oder zu rechtfertigen, warum dies nicht so ist. Diese Aussage ist beurteilend und muss überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben. Wahrscheinlich werden Sie sich dabei lediglich "angeklagt" fühlen.

Die zweite Aussage ist eine reine Beobachtung und ihr ist im Grunde genommen nichts hinzu zu fügen. Sie enthält keine Beurteilung und keine Anklage. Wenn Sie diese Aussage formulieren, sprechen Sie nur von sich.

Marshall Roesnberg hat aus solchen Beobachtungen die so genannte beziehungsbasierte Kommunikation (auch gewaltfreie Kommunikation) entwickelt, die sich vereinfacht so darstellen lässt:

Ich spreche so ehrlich wie möglich meine Beobachtungen, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten aus.

Die Giraffe wurde als Symbol für die Sprache gewählt, weil sie von den Landtieren das größte Herz hat; somit bedeutet diese Sprache, dass wir mit dem Herzen sprechen, das heißt mit unseren Bedürfnissen und Gefühlen.

Rosenberg hat ein 4-Schritte-Modell entwickelt, das uns hilft, unsere Gespräche einfühlsam und verbindend zu führen.

  1. Schritt: Beobachtung - Was ist geschehen? Worauf beziehe ich mich? Was habe ich gesehen, gehört?
  2. Schritt: Gefühl - Wenn ich das sehe/höre, wie geht es mir dann?
  3. Schritt: Bedürfnis - Was ist mir in dem Moment wichtig?
  4. Schritt: Bitte/Handlung - Was kann der/die andere konkret tun, um mein Bedürfnis zu erfüllen?
Beispiel:
Wenn ich das Geschirr im Spülbecken sehe, dann bin ich frustriert, weil es mir wichtig ist, dass alle etwas zum Haushalt beitragen. Bitte wasche das Geschirr jetzt ab. O.K.?
Wenn ich die Berge an Akten auf meinem Schreibtisch sehe, dann bin ich frustiert, weil ich meine Arbeit gewissenhaft und pünktlich erledigen möchte. Bitte unterstütze mich bei der Setzung von Prioritäten.

Bitte beachten Sie, bei der Äusserung von Gefühlen auch wirklich echte Gefühle zu äussern:
"Ich bin traurig" ist ein echtes Gefühl. "Ich fühle mich manipuliert" ist ein Pseudo-Gefühl; obwohl die Aussage das Wort "fühle" enthält, wird hier das Verhalten des anderen interpretiert und bewertet.

Diese Art der Kommnikation hilft bei Konflikten Spannungen abzubauren. Dies aus einem wichtigen Grund heraus: die Kontrahenten sprechen ihre persönlichen Gefühle und Bedürfnisse aus und nehmen dem Konflikt damit die Schärfe. Selbstredend ist die Methode ebenfalls sehr gut geeignet, Partnern, Kollegen oder Mitarbeiter ein Feedback zu Verhaltensweisen zu geben (auch bei notwendiger Kritik).

Wie immer bedarf es der Übung, umso mehr, wenn Sie sie bisher wenig auf Ihre Art zu Kommunizieren Acht gegeben haben. Vielleicht versuchen Sie es zunächst vor wichtigen Gesprächen, in dem Sie sie Ihre Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse nach dem oben beschriebenen Muster schriftlich festhalten und daraus ganz konkret Ihre Bitten formulieren. Es gibt Ihnen immer wieder die Gelegenheit, Ihre Aussagen zu überdenken und zu korrigieren, bis Ihnen alles "in Fleisch und Blut" übergeht.

Haben Sie auch hier vor allen Dingen Geduld mit sich! :-)

Mehr zu dieser Thematik finden Sie hier. Übungen zur Gewaltfreien Kommunikationen finden Sie hier!

Herzliche Grüße
André Leyens

Mittwoch, 15. Februar 2012

Wie steht es mit der Anerkennung?

(c) Rainer Sturm/pixelio.de
Bei Millionen von Menschen steigt das Herzinfarkt-Risiko dem aktuellen Gesundheitsreport der DAK wieder an, nachdem es zuletzt wieder gesunken war. "Arbeitsstress wirkt wie Gift aufs Herz", so die Überschrift in den Dürener Nachrichten vom 15.02.2012.

Die Forscher der Berliner IGES Instituts haben unter anderem zu wenig Lob und Anerkennung der Vorgesetzten und auch mangelnde Entlohnung der Arbeitnehmer als ein Grund für dieses Phenomen herausgearbeitet, obwohl die Beschäftigten  sich in wachsendem Maße verausgaben. Als weitere Gründe werden angeführt: mißgünstige Kollegen und widersprüchliche Anweisungen.

Nun wäre es sicherlich zu einfach, dem Verhalten der Vorgesetzten und deren mangelndes Lob die ganze Verantwortung fürdie eigen Gesundheit in die Schuhe zu schieben (Stichwort: wer motiviert den Motivator? Irgendwo stecken nämlich die Vorgesetzten, bis hoch zum Chef ebenfalls in diesem Dilemma). Vielmehr liegt es sicherlich, an jedem Einzelnen, das richtige Maß zu finden, sich, seinen Körper und seinen Geist gesund zu halten.

Wir werden die Arbeitswelt nicht ändern können, dafür sind wir mittlerweile viel zu sehr weltweit verflochten. Doch wir können vor Ort etwas ändern, ganz besonders bei uns selbst.

"Wenn jeder an sich denkt, so ist an jeden gedacht!", diese vermeintlich etwas bzw. sehr egoistische klingende Weisheit trägt aber im Grunde einen Großteil an Wahrheit in sich. Natürlich nicht im egoistischen, sondern im wörtlichen Sinne.

Das Ziel sollte sein, dass jeder für sich auf seine ganz persönlichen Bedürfnisse achtet, sei es den nötigen Ausgleich durch Sport  oder durch Kontakte zu Freunden zu finden, durch persönliche Weiterbildung. Sei es dadurch, ganz besonders gut auf die körperlichen Signale zu achten.

Es geht um persönliche Wertschätzung, um Selbstliebe.

Viel zu oft suchen wir im Außen etwas, was wir uns eigentlich selbst zusprechen müssten. Doch wenn Sie sich selbst nicht wertschätzen, warum sollten es dann andere tun? Wenn Sie es sich selbst nicht wert sind, gut für sich zu sorgen, warum sollten es dann andere tun?

Dies geht weit über das Berufliche hinaus. Vielleicht haben Sie sich auch schon dabei ertappt, dass von Ihrem Partner erwarteten, Sie glücklich zu machen? Dass Ihre Kinder das Studium absolvieren sollen, das Sie nicht abgeschlossen haben, damit SIE stolz sein können?

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Gut für sich sorgen, heißt nicht, immer nur die Hände in den Schoß zu legenm, wenn Ihnen danach ist. Es bedeutet, sich Zeiten für sich zu schaffen, Freiräume!

Auch werden sich damit Ihre Probleme nicht von heute auf Morgen in Luft auflösen. Aber möglicherweise werden Sie dem beruflichen und privaten Stress mit anderen Augen, mit anderen (kraftvolleren) Mitteln und Ressourcen begegnen können.

Fangen Sie bei sich an, etwas zu verändern (auch wenn es leichter ist, die "Schuld" beim anderen zu suchen). Nur Sie können etwas bewegen, nämlich bei sich. Sie können den anderen nicht ändern! Der ist nämlich vielleicht gerade dabei, Sie ändern zu wollen!!! Und schon haben wir eine Pad-Situation ;-)

Aber auch hier gilt wie bei allem: haben Sie Geduld mit sich und loben Sie sich für die kleinen Schritte und Erfolge. Loben Sie sich selbst! Dies hat darüber hinaus den Vorteil, dass Sie sich in der Regel eines sicher sein können: dieses Lob ist immer ernst gemeint!!!

Herzliche Grüße
André Leyens

Dienstag, 14. Februar 2012

Wenn ich noch einmal die Chance hätte, dann...

Die Australierin Bronnie Ware hat nun in einem Buch zusammengefasst, was sie als Palliativpflegerin in vielen Gesprächen mit den Menschen erfahren hat, die sie bis zum Ende begleiten durfte.

Göttliches Licht 2 (c) Ina Funke/pixelio.de

Daraus ergaben sich "5 Dinge, die Sterbende am meisten bedauern":

1. "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben" 
2. "Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet" 
3. "Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken" 
4. "Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten"
5. "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"

Wie oft verschieben wir Dinge auf Morgen? Wie oft sprechen wir den Satz: "Wenn ich einmal..., dann werde ich..."? Ist es Ihnen nicht auch schon einmal so ergangen, dass Sie auf einer Beerdigung einen alten Bekannten nach Jahren wieder sahen, und sich dann nach dem freudigen Wiedersehen mit den Worten getrennt haben:"Wir sollten mal wieder etwas zusammen unternehmen!"?

Prompt kehrt der Alltag zurück und schon sind wir im täglichen Trott von Arbeit, Autofahren, Freizeitstress und vielen anderen Dingen, die uns schnell wieder von den wichtigen Dingen in Leben abbringen.


Es wäre vermessen, hier den Moralapostel zu spielen und den bekannten Zeigefinger zu heben, denn wir sind alle nur Menschen, die auch ihren täglichen Verpflichtungen nachgehen, die ihren Unterhalt (manchmal hart) verdienen müssen. Aber vielleicht hilft ja der Artikel, den Sie hier in kompletter Länge finden, den Blickwinkel etwas zu verschieben und das eine oder andere, was wir so täglich vollbringen, ein klein wenig anders zu sehen. 


Jeder kleinste Schriit zählt! Drum nehmen Sie sich nicht gleich vor, ab Morgen Ihr gesamtes Leben auf den Kopf zu stellen, sondern fangen Sie mit kleinen einfachen Dingen an. Vielleicht melden Sie sich mal wieder bei einem Freund, einer Freundin, dessen Telefonnummer zu diesem Zweck schon länger an Ihrer Pinwand hängt?... Oder bei Ihren Eltern?


Oder Sie nutzen das nächste Wochenende, noch einmal ein langes Gespräch mit Ihrem Partner, Ihrer Partnerin zu führen?


Wenn Sie kurz in sich gehen, werden Sie wissen, was Sie, Sie persönlich tun könnten.


Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Umsetzung.

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145



weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145


weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145
4. "Ich wünschte mir, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden aufrechterhalten"5. "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A10001455. "Ich wünschte, ich hätte mir erlaubt, glücklicher zu sein"

weiter lesen: http://web.de/magazine/gesundheit/psychologie/14677714-5-dinge-die-sterbende-am-meisten-bedauern.html#.A1000145

Samstag, 11. Februar 2012

Niemals aufgeben --- eine Geschichte

Auch diese Geschichte habe ich bereits vor einiger Zeit geschrieben. Ich habe sie heute hervorgeholt, weil sie zeigt - ich gebe zu, auf etwas unheimlicher Weise - dass das Gute, vielleicht gar die "Erlösung" manchmal nur eine Handbreit von uns entfernt ist. Doch Angst, "Blindheit", oder andere Gefühle und Emotionen lassen es uns nicht sehen, oder uns gar aufgeben!



Loipe im abendlichen Winter (c) Rainer Sturm/pixelio.de
"Es hatte schon den ganzen Tag geschneit. Der Wald dehnte sich nach allen Seiten des Weges aus. Es war still, bis auf das vereinzelte Rufen einer Eule, die hoch oben in den Ästen der Fichten sitzen und sich auf ihre nächtliche Jagd vorbereiten musste, dem leichten Rauschen des Windes in den Bäumen und dem Knirschen seiner Schuhe auf dem gefrorenen Boden.

Er irrte bereits seit Stunden durch die Dunkelheit, sich mühsam durch die Schneeverwehungen kämpfend. Er war müde. Durst und Hunger quälten ihn. Und er fror fürchterlich in seiner Kleidung, die alles war, nur nicht den Witterungsverhältnissen angepasst.

Als er am frühen Morgen zu seiner Wanderung aufgebrochen war, ließ nichts auf diesen plötzlichen Wetterumschwung schließen. Außer die Einheimischen… die hätten es wohl gewusst… und wenn er ehrlich war, dann musste er zugeben, dass man ihn zuletzt beim Frühstück im Hotel doch schon irgendwie gewarnt hatte. Aber diese gut gemeinten Hinweise hatte er genau so in den Wind geschlagen wie die Warnungen der alten Männer, die er gestern Abend noch an der Hotelbar kennen gelernt hatte und denen er von seinem Vorhaben erzählt hatte, eine ausgedehnte Wanderung durch das Hohe Venn zu machen…

Auch den Hinweis, im Winter doch nicht ohne Führer loszugehen, hatte er als Kinderkram abgetan und schlichtweg ignoriert. Gedanklich hatte er sich dabei lächerlich geführt, ja schon fast bemuttert, sich einem Führer oder gar einer größeren Gruppe anzuschließen.

Es half alles nichts…. Er hatte sich die Suppe eingebrockt und er würde sie auch auslöffeln müssen. Es wäre doch gelacht, wenn er nicht wieder zum Hotel finden würde…

So langsam brach jedoch die Nacht über diese ausgedehnte Hochebene ein und die dicke Schneedecke hatte die Landschaft inzwischen so vereinheitlicht, dass wirklich eine Ecke der anderen glich… Hatte er nicht eben schon genau diesen Weg gekreuzt? Auch dieser Fichtenhain kam ihm doch irgendwie bekannt vor… Oder doch nicht?




Sonnenuntergang im Winter (c) Fabian Wever/pixelio.de


Es war zum Verzweifeln und nach und nach musste er es sich eingestehen: er hatte sich verlaufen und absolut keine Ahnung mehr wo er sich gerade befand. Er zitterte am ganzen Körper und der Grund dafür war nicht mehr nur die Kälte, die sich jetzt wo es dunkel war, nochmals verstärkt hatte….

Natürlich hatte er nicht daran gedacht, eine Taschenlampe mitzunehmen, wollte er doch zum Abend lange wieder heimgekehrt sein. Und nun musste er sich im Schein seines Feuerzeuges einen Weg durch den Wald suchen. Der Schnee reflektierte zwar die kleine Flamme, dennoch konnte er es nicht vermeiden, immer wieder zu stolpern oder gar hinzufallen, weil er hier und dort Wurzeln, Steine oder kleinere Unebenheiten am Boden übersah. Mehrmals schon war er von den Holzstegen abgerutscht, die teilweise über die Wege gebaut waren. Beim letzten Sturz hatte er sich eine schmerzhafte Schnittwunde am rechten Schienbein zugezogen… Er spürte, wie ihm durch das Blut die Hose an der Wunde klebte…

Und da passierte es wieder… Einen Moment der Unachtsamkeit und schon steckte er wieder knöcheltief im Morast. Das Hohe Venn war durchzogen von solchen moorähnlichen Abschnitten, aus denen die Einheimischen früher noch Torf gewonnen zum Heizen gewonnen hatten.. Ihn interessierte dies jetzt weniger, sondern einzig und alleine beschäftigte ihn die Frage, wie er da wieder raus kommen sollte…Es half nichts. Je mehr er sich anstrengte, je tiefer sank er mit seinem linken Bein ein…. Schließlich schaffte er es, seinen Fuß wieder zu befreien, doch sein Schuh blieb im Morast stecken…. Seine Suche war erfolglos… der Schuh blieb verschwunden…

Es dauerte keine Minute und seine Socke war durchnässt… Jetzt packte ihn die nackte Panik. Wie sollte er dies jemals überstehen?

Er stapfte weiter durch den Schnee, leise vor sich hin betend. Sollte dies sein Ende sein? Er, der noch Karriere machen wollte, der das Leben noch vor sich hatte, sollte er an dieser ach so einfachen Prüfung scheitern?

Er dachte an seine Familie, die er für diesen Kurzurlaub zu Hause gelassen hatte. Er wollte mal wieder alleine sein, hatte er beim Abschied gesagt. Er wollte auftanken. Über das eine oder andere gründlich nachdenken.

Nun wünschte er sich, seine Lieben wären bei ihm. Was würde er ihnen noch alles sagen? Wann hatte er ihnen das letzte Mal gesagt, dass er sie liebte, dass er ohne sie nicht leben könne? Es war schon lange her, das musste er sich eingestehen…

Und der Streit mit seiner Frau am letzten Sonntag… aus der jetzigen Sicht war er absolut überflüssig gewesen. Eine Lappalie, die ihn wieder einmal an sie aufgeregt hatte. Was war es noch gewesen? Er konnte sich zunächst gar nicht daran erinnern, bis es ihm plötzlich wieder einfiel: seine Frau hatte ihm wieder einmal vorgeworfen, dass er so selten zu Hause wäre und sich nie um die Kinder kümmere… Wieder einmal war das Gespräch eskaliert, bis sie sich am Ende alles an den Kopf geworfen hatten… Keine schöne Sache!!! Am Tag darauf war er schmollend aufgebrochen… Auch seine Frau hatte nichts gesagt….

Nun irrte er hier durch diese unwirtliche Gegend… Er würde sie hier und jetzt anrufen.. Warum hatte er nicht schon vorher daran gedacht. Er kam sich richtig blöde vor… ein Anruf und man konnte ihn sicherlich bald holen und in Sicherheit bringen… Er tastete seine Taschen ab: die Hose, das Hemd, die Jacke… nichts zu finden. Wo war dieses verdammte Handy? Früher hatte er immer über diese Telefonknochen geflucht, weil sie so unhandlich waren und jedes Sakko ausbeulten… Jetzt waren sie so klein geworden, dass er scheinbar Mühe hatte, sein Gerät aufzuspüren… Das konnte doch nicht sein, oder? Er wurde immer hektischer, griff abermals in alle Taschen.. Doch seine böse Ahnung wurde zur Gewissheit: er musste es verloren haben. Jedenfalls konnte er es nirgends finden…

Die Verzweiflung über seine prekäre Lage ließ ihm die Tränen in die Augen schießen. Er sank zu Boden und weinte bitterlich…..

Man fand ihn im Frühling nach der Schneeschmelze.. die Gesichtszüge versteinert, die Hände verkrampft… und sein Handy, das nur drei Meter von ihm entfernt unter einer Wurzel lag. Die Dunkelheit und seine Angst hatten es ihn nicht sehen lassen!"