Sonntag, 1. Juli 2012

Das Leben lebt sich vorwärts, verstanden wird es rückwärts!

Pfeil (c) Judith Lisser-Meister  / pixelio.de
Die deutsche Elf ist am letzten Donnerstag gegen Italien im Halbfinale der UEFA-Europameisterschaft ausgeschieden. Und gleich danach ging es los mit der Kritik:

Kritik an den Spielern, am Trainerteam, an der Austellung. Zahlreich waren die, die es schon immer gewusst hatten, dass das "so ja nichts werden konnte". Einige gingen gar soweit, den sofortigen Rücktritt von Löw zu fordern. Mario Gomez, ein paar Tage vorher, als er aus einer Drehung heraus sein geniales Tor schoß, noch der Held der Nation, hatte auf ein Mal nur noch "die Haare schön".... Hätte die deutsche Elf am Donnerstag gewonnen, würden wahrscheinlich die gleichen Leute nur noch des Lobes für aller Beteiligten sein.

Ja, im Nachhinein ist man, sind wir immer schlauer. Doch leider müssen die Entscheidungen vorher getroffen werden, in einer Situation, wo wir eben nicht wissen (können), wie die Dinge tatsächlich ausgehen. Dies müssen wir tagtäglich viele Dutzend Male tun, mal mit weniger, mal mit mehr Tragweite unserer getroffenen Entscheidungen.

Das Zitat in der Überschrift stammt aus dem Buch "Hofgang in Handstand" von Uwe Woitzig, das ich gerade gelesen habe und ich finde, es passt sehr gut in diese aktuelle Debatte.

Wie schnell sind wir mit unserer Kritik bei der Sache? Kritik an den Vorgesetzten, an den Firmenchefs? Kritik am Staat,an der Regierung? Und eben auch Kritik an der deutschen Elf?

Doch wie sieht es auf der anderen Seite aus, wenn es darum geht, selbst in den Ring zu steigen, selbst Verantwortung zu übernehmen?

Wie oft höre ich da, "ich kann doch daran gar nichts ändern", "die da oben verdienen mehr Geld als ich, sollen die da oben mal machen!"

Wenn wir es doch besser wissen, was spricht dann dagegen, sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einzubringen? Doch dazu fehlt dann oft der Mut. Tatsache ist, wenn wir Verantwortung übernehmen, machen wir uns auch ein Stückweit angreifbar. Wie begeben uns automatisch in eine exponierte Position, wir werden meßbar. Angenehmer ist es da wahrscheinlich schon, aus der Anonymität zu kritisieren.

Im Internet nimmt dieses Verhalten stetig zu. Wie viele schreiben dort, geschützt durch Ihre "Decknamen", was sie über dies oder jenes denken. Dort werden teilweise ungeprüfte Aussagen, Gerüchte über Personen des öffentlichen Lebens in die Welt gesetzt, die dann einen Flächenbrand auslösen. Konsequenzen für die Autoren? Keine! Für die Betroffenen? Zum Teil gigantische!

Löw hat Verantwortung übernommen, hat Entscheidungen getroffen. Sie waren in den letzten 14 Pflichtspielen der deutschen Elf richtig! Im 15. Spiel hat sie sich als falsch herausgestellt! Aber wie gesagt, feststellen konnten wir dies erst im Nachhinein!!!!

Wenn wir das nächste Mal kritisieren wollen, so lassen Sie uns doch gemeinsam daran denken: "Das Leben lebt sich vorwärts, verstanden wird es aber rückwärts".

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag
Ihr André Leyens