Mittwoch, 22. Februar 2012

Habitu.... was?!?

Gehören Sie auch schon mal zu den Menschen, die sich lieber angenehmen Dingen widmen, als sich den lästigen Angelegenheiten zuzuwenden? Also lieber einen guten Film sehen, als sich zum Beispiel dem aufzuräumenden Keller oder der Steuererklärung zuwenden? Oder soll ich gar im ersten Satz die Wörter "auch schon mal" ganz wegstreichen?
(c) Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com  / pixelio.de
 Nun, hier habe ich vielleicht einen hilfreichen Tipp für Sie.

Sie werden mir vielleicht Recht geben, wenn ich Ihnen sage, dass alles Neue irgendwann seinen Reiz verliert. Früher oder später!

Wie las ich vor Kurzem noch sinngemäß? "Die Halbwertzeit eines neuen Fahrzeuges ist so lange wie der Nachbar einen größeren Wagen fährt!". Nun ja, dies ist vielleicht eine etwas zynische Aussage, doch sie birgt in sich ein absolut gängigens Phenomen unseres menschlichen Daseins:

Die Macht der Gewohnheit oder in der Psychologie auch Habituation genannt.

Die Gewohnheit ist eine sehr wichtige Voraussetzung dafür, dass wir Menschen überhaupt etwas lernen können. Andererseits ist sie auch ein Fluch, denn egal was wir auch tun, gerne tun: irgendwann verliert dies den Kick des ersten Mals.

Nun lassen Sie uns einmal kurz überlegen. Wenn dem doch so ist, dann könnte es doch auch möglich sein, diese Macht der Gewohnheit zu unseren Gunsten zu nutzen, in dem wir das Einsetzen des Gewöhnungseffektes für unsere Zwecke steuern.

Wie soll das gehen?

Wer schlau ist, lässt sich bei angenehmen Tätigkeiten öfter mal unterbrechen. Sie werden es kaum glauben, aber man hat festgestellt, dass Menschen, die einer Filmvorführung mit Werbeunterbrechungen beiwohnten, ein viel intensiveres Erlebnis schilderten, als diejenigen, die den Film "am Stück" sahen. Und dabei war die Werbung selbst tatsächlich als störend empfunden worden.

Für alle schönen Dinge wächst der Spaß mit jedem Neuanfang. Denken Sie also daran bei der Planung Ihres Jahresurlaubes: nicht an einem Stück, sondern eher mehrere Kurzurlaube übers Jahr verteilt... :-)

Und was ist nun mit den unangenehmen Dingen? Nun, vielleicht ahnen Sie es bereits? Genau, hier gilt es, sich  genau umgekehrt zu verhalten. Denn hier wächst nicht die Freude, sondern der Ärger darüber, sie tun zu müssen, mit jedem Neuanfang. Je öfter wir diese Tätigkeiten unterbrechen, je größer wird das Leid,wenn wir wieder anfangen müssen. Hier sollten Sie sich also möglichst nicht unterbrechen lassen, damit der Gewöhnungseffekt auch möglichst schnell eintritt. So erscheint uns die Sache nach und nach immer weniger lästig.

Also hier das kurze Fazit:

- bei schönen Dingen -> (Viele) Unterbrechungen
- bei lästigen Dingen -> Keine Unterbrechungen.

Noch einen letzten Tipp zum Schluss: machen Sie es nicht wie ich, und erklären diesen Effekt Ihren heranwachsenden Kindern, um sie zum Englischvokabel Lernen zu motivieren. Sonst laufen Sie Gefahr, dass Sie den gleichen "Vortrag" von ihnen hören, wenn Sie demnächst den Hausputz aus Unlust wieder mal aufs nächste Wochenende verschieben wollen... :-)

Herzliche Grüße
André Leyens