Sonntag, 7. Mai 2017

Schweigen kann so laut sein, dass es nicht zu überhören ist (Johann W. von Goethe)



"Mädchen sitzen getrennt" (c) CFalk/pixelio.de


Wir alle wissen, dass Worte verletzen können. Dass Worte, wie Pfeile, die einmal abgeschossen wurden, nicht mehr zurückgenommen werden können; sie sind ausgesprochen und akustisch nicht mehr zu überhören!
Hinzu kommt der Volksmund, der sagt: "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!"

Wie passt denn dann der Spruch im Titel? 

Manchmal entscheiden Sie sich vielleicht, einem Menschen, der Ihnen mehr oder weniger nahe steht, nicht zu sagen, was Sie denken. Sie ignorieren seine Fragen, sein Nachfassen zu einer Sache, die für ihn erklärungsbedürftig ist. Sie melden sich nicht auf seine Anrufe zurück, beantworten seine Mails nicht...

Auf Nachfrage zu Ihren Gründen werden Sie vielleicht erklären:
- Sie, er wird es schon irgendwann irgendwie kapieren, wenn er nichts mehr von mir hört,
- ich will meine Freundschaft zu ihm/ihr nicht gefährden, wenn ich sage, was ich denke oder fühle,
- ich will ihm/ihr nicht weh tun!
- ...

Besonders auf die erste Verhaltensweise trifft man sehr oft in der Geschäftswelt. So wollen wir möglicherweise einen vermeintlich lästigen "Vertreter" loswerden... Sicherlich wird es hier seltener um freundschaftliche Beziehungen gehen, doch wie ist es für Sie im umgekehrten Fall? Erwarten Sie dann nicht, wenn Sie selbst ihn brauchen, dass er sich unverzüglich bei Ihnen meldet? Am besten schon gestern, für eine Sache, die Ihnen erst morgen einfallen wird?... Ist das fair?

Aber wie sieht es im privaten Bereich aus?

Sollten Sie wirklich so mit Menschen umgehen, die Sie Ihre Freunden nennen? Öffnet nicht gerade Ihr Schweigen dem Missverständnis Tür und Tor? Ihre Freundin/Ihr Freund kann nun alles in Ihr Schweigen interpretieren, ohne dass Sie dies in irgendeiner Form korrigieren könnten.

Gefährden Sie nicht genau durch Ihr Schweigen eben diese Freundschaft, die Sie hoch halten wollen? Fügen Sie dem anderen nicht genau so größtmöglichen Schmerz zu?

Sehr wahrscheinlich!

Hand aufs Herz! Geht es hier nicht viel mehr um Ihre eigene Angst? Die Angst, den Schmerz Ihres Gegenübers aushalten zu müssen, wenn Sie ihm/ihr tatsächlich etwas Unangenehmes mitteilen müssen? Die Angst, sich zu konfrontieren, Emotionen/Emotionsausbrüche zu ertragen?

Einfach mag das nicht sein! Doch im Ergebnis sicherlich besser und wünschenswerter, finden Sie nicht? Und... einer wahren Freundschaft tut dies nichts ab!

Also... lassen Sie uns (denn auch der Autor schließt sich hier nicht aus!) in Zukunft eher miteinander reden als uns anzuschweigen!

Mit herzlichen Grüßen!