Sonntag, 28. Januar 2018

Härte ist Schwäche! - Eine These.


Entwurzelter Baum (willy s  / pixelio.de)


Ich las diese Aussage kürzlich und ich kam nicht umhin, mir dazu einige Gedanken zu machen.

Kann man diese Aussage so stehen lassen, wo doch in der heutigen Zeit Härte und Unnachgiebigkeit allerorts wahrzunehmen ist...

Jubeln wir nicht gerne dem Sportler zu, der über sich hinausgewachsen ist, also mit großer Härte gegen sich vorgegangen ist?

Verlangen wir nicht von der Fußballmannschaft, deren großer Fan wir sind, dass sie in der Liga alles für den Sieg gibt?

Sind nicht die Motivationsbücher voll davon, ihren Lesern nahezulegen, sich große Ziele zu setzen und hart dafür zu arbeiten?

Sicherlich kann Härte gegen sich selbst als eine positive Eigenschaft gewertet werden, sofern sie nicht zur Selbstaufgabe führt. Wahrscheinlich ist auch nur so irgendein Fortschritt möglich gewesen und wird es auch in Zukunft sein.

Es ist aber eben Härte gegen sich selbst, die hier gemeint ist. In der Regel wird man der- oder demjenigen, der sie ausübt, unterstellen können, dass er dies freiwillig tut.
Aber was ist, wenn sich Härte gegen andere richtet?

Der dominante Vater, der zu Hause von seinen Kindern keine Widerrede duldet...

Der Chef, der hart, und vielleicht auch aufbrausend seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auftritt, .. und damit ein Klima des Unbehagens und des Drucks in seiner Firma verbreitet...

Der Ehemann, der seiner Frau keinerlei Freiheiten lässt, sich selbst zu entfalten....

Ist diese Härte gegen Andere nicht tatsächlich als Schwäche anzusehen? Ist sie nicht deshalb als Schwäche anzusehen, weil sie eigentlich einhergeht mit einer Angst vor Kontrollverlust?

Tatsächlich läuft man in gewisser Weise Gefahr, die Kontrolle zu verlieren, wenn man sich auf andere einlässt, Rücksicht nimmt, Mitgefühl für deren Schicksal zeigt... im zwischenmenschlichen Zusammenleben kann dann immer Unvorhergesehenes passieren... eine unangenehme Frage, die einen in den Grundfesten der Persönlichkeit erschüttert,... ein Verhalten, das einem vorgehalten wird, passt es doch vielleicht überhaupt nicht zum Bild, das das Umfeld hatte,... und plötzlich steht man dann . im übertragenen Sinne - völlig nackt vor seinen Mitmenschen da...

In all' diesen Fällen kann meiner Meinung nach Härte gegen Andere sicherlich als "Schutzschild", als Schwäche gesehen werden.

Wird nicht auch der starke Baum eher bei einem Sturm umgeweht, wobei gleichzeitig der gleiche Sturm dem geschmeidigen und flexiblen Schilffgras nichts anhaben kann?

Natürlich kann man die Dinge nicht absolut und pauschal sehen, doch es lohnt sich meiner Meinung nach, doch mal darüber nachzudenken.... was ich hiermit getan habe!

Mit besten Grüßen,
André Leyens