Ein paar Wochenende zuvor war es der neue Superstar Deutschlands, den Dieter Bohlen mit seiner Jury nach vielen Wochen und tausenden von Castings dem Land zur Wahl präsentierte.
Abgesehen von den vielen peinlichen Momenten, die in diesen Sendungen präsentiert werden, frage ich mich, was diese Shows eigentlich mit denen machen, die im Hintergrund bleiben, in ihrem stillen Kämmerlein... mit denen, die niemand wahrnimmt. Wird diesen Menschen nicht direkt oder indirekt Gewalt angetan?
Respekt Ja - Gewalt Nein (c) Gisela Peter / pixelio.de |
Dass dann wiederum diese gescheiterten Kandidaten in kurzen Spots zur besten Sendezeit am Samstag Abend einem Millionenpublikum in einer Form als Idioten präsentiert werden, die an Unwürdigkeit kaum noch zu überbieten ist, mag man nun auf den Quotendruck schieben.
Aber geht möglicherweise in den Köpfen des überwiegend jungen Publikums zu Hause vor, die sich diese Sendungen nunmal mit Vorliebe ansehen?
Vielleicht: Du musst genauso schlank sein, wie diese Mädels bei Heidi Klum?
Vielleicht: Du musst berühmt werden, damit du gesehen wirst?
Vielleicht: Du musst nicht gebildet sein, um "wer" zu sein, es reicht, wenn du gut aussiehst, mit den richtigen Klamotten, dem richtigen Outfit?
Vielleicht: Der Respekt vor Andersdenkende, vor Klassenkamaraden, die anders sind, ist Blödsinn? Die Erwachsenen machen es uns in den Sendungen ja vor, dass man Menschen ohne weiteres bloss stellen und blamieren kann...
Vielleicht: Du musst im Leben immer gegen die anderen kämpfen? Du darfst keine Schwäschen zeigen?
Vielleicht: Du bist, so wie du bist, nicht in Ordnung?
Vielleicht überschätze ich die Wirkung dieser Sendungen? Vielleicht aber auch nicht... Gibt es vielleicht doch Parallelen dazu, dass das Thema Mobbing an Schulen immer häufiger anzutreffen ist?
Wäre es stattdessen nicht viel besser, für unsere Jugendlichen, für unsere Gesellschaft, wenn die Botschaft vermittelt würde:
"Ich bin OK! Du bist OK!"
Möglicherweise würde es vielen Menschen neues Selbstvertrauen geben, sich den wirklichen Aufgaben im Leben zu stellen und nicht in einer Traumwelt vom berühmten Star zu leben, die sich de facto nur in den allerwenigsten Fällen erfüllt. Kennen Sie noch den Superstar, das Supertalen oder das Topmodell aus dem letzten Jahr? Ach, wieso eigentlich nicht?
Wir sind alle einzigartige Menschen, mit unseren Stärken und unseren Schwäschen. Mit unseren Ängsten und Sorgen.
Sie werden sagen, dass es die Sendungen ja nur gibt, weil sie ein Publikum finden? Dass eben dieses Publikum eben nach diesen Blossstellungen giert? Das mag aktuell (noch) so sein... aber wer ist denn das Publikum? Jeder kann ja immer wieder entscheiden, ob er lieber ein-, oder doch besser um- bzw. ausschaltet...
Vielleicht denken wir einfach beim nächsten Mal nur kurz darüber nach, wenn es wieder heißt: Deutschland sucht den Superstar oder das Supertalent.
Herzliche Grüße
André Leyens